Gottfried Keller

Scheiden und Meiden

Ja, das ist der alte Kirchhof, Der in blauer Flut sich spiegelt, Offen steht sein morsches Gitter, Niemand ist, der es verriegelt! Hier der kleine Berg voll Rosen Dicht und üppig aufgesprossen, Drunter liegt die weisse Lilie, Eine Sage schon, verschlossen Um die Sage, um ein Märchen, Um den Tod hab‘ ich geworben, Und so sei mein treues Hoffen Fürhin … Weiterlesen …

Catull

An Varus

Du kennst ja den Suffenus, Freund; er ist galant, Sehr artig, schwatzt mit vielem Witz und macht dabei Nicht wenig Verse: wo mir recht ist, hat er wohl Zehntausend oder mehr geschrieben; nicht wie sonst Gewöhnlich ist, auf kleinen Täfelchen: o nein! Sein Buch ist königlich Papier, der Umschlag neu, Neu sind die Stäbchen, rot die Riemen, alles glatt Vom … Weiterlesen …

Catull

Auf den Arrius

Ordnunk sagte mein trefflicher Arrius, wenn sich’s um Ordnung Handelte: Hefeu, wo Efeu ein anderer sagt. Und er glaubte dir schön ganz über die Maßen zu reden, Wenn er sein Hefeu so recht grundaus der Lunge geholt. Sicherlich hatten Mama, Oheim, Groß-Mutter und -Vater (Diese von Mutter Seit‘) eben die Sprache beliebt. Wie er nach Syrien ging, da wünschten wir … Weiterlesen …

Catull

Die schönen Augen

Deine Augen, die süßen Lichter, wenn man Nach Gefallen mir die zu küssen gäbe, Hunderttausendmal küßt ich sie; doch wär ich Nun und nimmer es satt, und hätt ich ihnen Mehr als rauschender Ähren auf der Flur stehn, Dichte Saaten von Küssen abgeküsset. Übersetzung von Eduard Mörike.

Catull

Nänie auf den Tod eines Sperlings

Weint, ihr Grazien und ihr Amoretten Und was Artiges auf der Welt lebt! meines Mädchens Sperling ist tot, des Mädchens Liebling, Der ihr lieb wie der Apfel in den Augen, Und so freundlich, so klug war und sie kannte, Wie ein Töchterchen seine Mutter kennet; Er entfernte sich nie von ihrem Schoße, Sondern hüpfte nur hin und wieder, piepte, Seiner … Weiterlesen …

Eduard Mörike

Zum Neujahr

Mit einem Taschenkalender An tausend Wünsche, federleicht, Wird sich kein Gott noch Engel kehren, Ja, wenn es so viel Flüche wären, Dem Teufel wären sie zu seicht. Doch wenn ein Freund in Lieb und Treu Dem andern den Kalender segnet, So steht ein guter Geist dabei. Du denkst an mich, was Liebes dir begegnet, Ob dir’s auch ohne das beschieden … Weiterlesen …

Eduard Mörike

Zum Neuen Jahr

Wie heimlicher Weise Ein Engelein leise Mit rosigen Füßen Die Erde betritt, So nahte der Morgen. Jauchzt ihm, ihr Frommen, Ein heilig Willkommen, Ein heilig Willkommen! Herz, jauchze du mit! In Ihm sei’s begonnen, Der Monde und Sonnen An blauen Gezelten Des Himmels bewegt. Du, Vater, du rate! Lenke du und wende! Herr, dir in die Hände Sei Anfang und … Weiterlesen …

Eduard Mörike

Auf der Reise

Zwischen süßem Schmerz, Zwischen dumpfem Wohlbehagen Sitz ich nächtlich in dem Reisewagen, Lasse mich so weit von dir, mein Herz, Weit und immer weiter tragen. Schweigend sitz ich und allein, Ich wiege mich in bunten Träumen, Das muntre Posthorn klingt darein, Es tanzt der liebe Mondenschein Nach diesem Ton auf Quellen und auf Bäumen Sogar zu mir durchs enge Fensterlein. … Weiterlesen …

Catull

Hochzeitlicher Wettgesang

EIN JÜNGLING: Hesperus läßt am Himmel sich sehn. Ihr Jünglinge, laßt uns Aufstehn! Hesperus hebt die längst erwartete Leuchte. Auf! es ist Zeit, wir müssen die leckere Tafel verlassen. Nächstens erscheint sie, die Braut, und man stimmt den Feiergesang an. CHOR: Komm, Gott Hymen, o Bringer des Heils! komm, mächtiger Hymen! EINE JUNGFRAU: Seht ihr die Jünglinge stehn? Zieht ihnen … Weiterlesen …

Catull

An den jungen Juventius

Der Juventier Stolz, du ihre Blume! Nicht der jetzigen nur, auch die einst waren Und in künftigen Zeiten noch sein werden: Ach! ich wollte, du hättest lieber Güter Dem gegeben, der weder Dach noch Fach hat, Als dich so von ihm lieben lassen! – Ist er Denn kein artiger Mensch? – Das ist er freilich, Doch ein artiger, der nicht … Weiterlesen …